Kapitalbedarfsplan

19.11.2020 | Business Know-How

Mit dem Kapitalbedarfsplan (häufig auch Investitionsplan genannt) wird der Bedarf an Kapital für eine Unternehmensgründung ermittelt. Darin wird aufgeführt, in welcher Höhe Finanzmittel notwendig sind, um das Unternehmen zu gründen und solange am Laufen erhalten, bis es sich von alleine trägt. Die Differenz zwischen Eigenkapital und Kapitalbedarf ist durch Fremdkapital zu decken. Ein Kapitalbedarfsplan setzt sich aus einer ganzen Reihe von Positionen zusammen.

  • Anschaffungskosten des Anlagevermögens: Hierzu zählen alle Kosten für die Anlagen, durch die die Betriebsbereitschaft hergestellt werden soll, zum Beispiel die für
    • Gebäude und Grundstücke,
    • Produktionsanlagen, zum Beispiel Maschinen,
    • Werkzeuge,
    • Betriebs- und Geschäftsausstattung, zum Beispiel Möbel, EDV- und Telekommunikationsanlage, Software, Kopiergeräte,
    • Dienstfahrzeuge, zum Beispiel Pkws, Gabelstapler, Bagger,
    • Patent-, Lizenz- und Franchisegebühren,
    • betriebliche Steuern, zum Beispiel Gewerbesteuer.
  • Anschaffungskosten des Umlaufvermögens: Dies sind die Kosten für die Erstbestückung und eventuell erste Folgebestückungen des Lagers, zum Beispiel Vorräte an
    • Waren,
    • Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen.
  • Betriebsmittel (Kosten in der Anlaufphase): Dazu gehören alle Kosten, die bis zur voraussichtlichen Erwirtschaftung des ersten Umsatzes (typischerweise drei bis sechs Monate) entstehen, zum Beispiel die für
    • Personal (Gehälter einschließlich sämtlicher Nebenkosten),
    • Beratungsleistungen,
    • Leasingraten,
    • Werbung und Marketing,
    • Miete,
    • Kapitaldienst (Zinsaufwendungen und Tilgungsraten).
  • Einmalige Gründungskosten: Das sind alle Ausgaben, die durch die Errichtung des Unternehmens entstehen, darunter
    • Notargebühren, zum Beispiel für die Beurkundung des Gesellschaftsvertrags,
    • Honorare für Unternehmensberater, zum Beispiel Rechtsanwälte, Steuerberater, Unternehmenscoachs,
    • Gebühren für Anmeldungen und Genehmigungen, zum Beispiel Eintrag ins Handelsregister.
  • Aufwendungen für den privaten Lebensunterhalt: Da ein Betrieb nicht nur Gewinne erwirtschaften, sondern auch den Lebensunterhalt des Gründers sichern muss, ist es notwendig, Privatausgaben in den Kapitalbedarfsplan mit einzubeziehen. Hier ist dann der Mindest-Unternehmerlohn einzustellen. Zum privaten Kapitalbedarf gehören zum Beispiel Ausgaben für
    • Miete und Nebenkosten für die privat genutzte Wohnung,
    • Lebensmittel/Hausrat,
    • Kleidung,
    • Raten für private Darlehen, zum Beispiel Verbraucherkredite, BAföG,
    • besondere Anlässe wie Weihnachten, Geburtstage, Reparaturen,
    • Versicherungen, zum Beispiel Krankenversicherung, Altersvorsorge, Unfallversicherung, private Haftpflichtversicherung,
    • Unterhaltsverpflichtungen, zum Beispiel gegenüber Ehegatten und Kindern,
    • private Steuern, zum Beispiel Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag.
  • Reserve für Unvorhergesehenes: Schließlich sollte sicherheitshalber eine Reserve von mindestens 10 % der gesamten vorstehenden Kosten eingeplant werden, um einen Puffer für nicht geplante Ausgaben zu haben, zum Beispiel bei höheren Preisen für Rohstoffe oder Schäden.

Tipp

Mit dem Excel-Sheet “Finanzplan” steht Ihnen hierfür eine Arbeitshilfe zum Download zur Verfügung.

Beispiel

  Euro
1.Investitionen in das Anlagevermögen 
1.1.Grundstück / Gebäude inkl. Nebenkosten0
1.2.Bau- bzw. Umbaumaßnahmen35.000
1.3.Maschinen, Geräte0
1.4.Einrichtungen/Büroaustattung249.800
1.5.Firmenfahrzeuge0
1.6.Patent-, Lizenz- oder Franchisegebühr0
   
 Summe [1.]284.800
   
2.Investitionen in das Umlaufvermögen 
2.1.Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe0
2.2.Wareneinkauf0
   
 Summe [2.]0
   
3.Betriebsmittel (Kosten der Anlaufphase 3 Monate) 
3.1.Personal (inkl. Nebenkosten)0
3.2.Geschäftsführergehalt (inkl. Nebenkosten)18.000
3.3.Miete zzgl. Nebenkosten26.400
3.4.Marketing, Werbung78.480
3.5.Kraftfahrzeugkosten0
3.6.Reisekosten150
3.7.Telefon, Fax, Internet300
3.8.Büromaterial450
3.9.Verpackung0
3.10.Reparatur / Instandhaltung600
3.11.Versicherungen (z.B. Haftpflicht)420
3.12.Beiträge0
3.13.Leasing0
3.14.Beratung / Buchführung450
3.15.Sonstige Aufwendungen0
3.16.Zinsaufwendungen1.500
3.17.Einmalige Gründungskosten2.500
3.18.Sonstige betriebliche Steuern0
3.19.Tilgungen1.000
3.20.Privatentnahme35.000
3.21.ggfs. Auftragsvorfinanzierung0
   
 Summe [3.] 165.250
   
4.Einmalige Gründungskosten 
4.1.Beratungskosten / Aus- und Fortbildungskosten2.000
4.2.Anmeldung/Genehmigung/Eintragung ins HR/Notar500
4.3.Kautionen0
4.4.Markteinführungskosten/Werbung0
   
 Summe [4.] 2.500
   
5.Reserve für Unvorhergesehenes [(1. plus 2. plus 3. plus 4.) * 10%]45.255
   
6.Gesamter Kapitalbedarf [1. plus 2. plus 3. plus 4. plus 5.]497.805
   
7.Eigenkapital160.000
   
8.Durch Fremdkapital zu deckender Kapitalbedarf [6. minus 7.]337.805