Design-Thinking

06.11.2020 | Geschäftsidee + Geschäftsmodell

Aktuell ist das Design-Thinking ein beliebtes Konzept zur kreativen Problemlösung, erstmalig wurde es von der Ideenagentur IDEO entwickelt. Im Kern zielt diese Methode darauf ab, Innovationen hervorzubringen, die sich am Nutzer orientieren und dessen Bedürfnisse befriedigen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass echte Innovation nur in der Schnittmenge der drei gleichberechtigten Faktoren Mensch, Technologie und Wirtschaft entsteht. Sie vereint demzufolge Erwünschtheit (desirability), Durchführbarkeit (feasibility) und Wirtschaftlichkeit (viability). Nur wenn alle drei Faktoren berücksichtigt werden, kann sich eine Innovation durchsetzen.

Interdisziplinäre Teams

Das Design-Thinking zielt darauf ab, möglichst unterschiedliche Erfahrungen, Meinungen und Perspektiven hinsichtlich einer Problemstellung zusammenzubringen. Hintergrundgedanke ist, dass nur interdisziplinäre Teams echte, herausragende Innovationen erschaffen können. Um möglichst vielfältige Herangehensweisen an eine Problemstellung zu gewährleisten, sollten die Teams aus Personen mit unterschiedlicher Ausrichtung bestehen, und zwar nicht nur in fachlicher, sondern auch in kultureller und nationaler Hinsicht. Unterschiede bei Alter und Geschlecht sind ebenfalls ausdrücklich erwünscht, so können ganz unterschiedliche Blickwinkel in die Betrachtung eingehen.

Iterativer Prozess

Ein wesentliches Element des Design-Thinking ist ein strukturierter Ablauf, der sich in iterativen Schleifen vollzieht. Dabei sind sechs Phasen zu unterscheiden.

Der Prozess beginnt damit, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, worin das zu lösende Problem besteht. Ziel ist es, das Aufgabenfeld zu definieren, abzugrenzen und das Vorhaben zu formulieren. Typische Orientierungsfragen sind:

  • Wer ist die Zielgruppe?
  • Welche Regeln herrschen in der Branche?
  • Welche Gestaltungsmöglichkeiten und Begrenzungen bestehen?
  • Was sind die wesentlichen Erfolgsfaktoren?
  • Worin bestehen die eigentlichen Herausforderungen?

Dabei sollte das Problem in der Sprache der Betroffenen beschrieben werden, was voraussetzt, dass man diese Menschen und ihre Beziehung zum Problem genau kennt.

Anschließend wird erforscht, wie die Menschen bisher mit dem Problem umgehen. Dies erfordert eine sorgfältige Analyse der Ist-Situation, zu ergründen sind die tatsächlichen Verhaltensweisen, Hintergründe, Ursachen und Motive. Dazu ist eine intensive Recherche und Feldbeobachtung nötig. Zum einen werden Informationen aus primären Quellen, zum Beispiel den Kundendaten, und aus sekundären Quellen wie dem Internet oder den Branchendaten zusammengetragen. Zum anderen empfiehlt es sich, den unmittelbaren Kundenkontakt zu suchen, Interviews zu führen, wenn möglich konkrete Orte zu besuchen und eigene Erfahrungen zu machen.

Darüber hinaus geht es darum, echte Empathie für die anvisierten Nutzer und ihre Situation zu entwickeln. Nur auf dieser Basis lässt sich herausfinden, was diese Menschen brauchen, was ihnen wichtig ist, was sie sich wünschen und wie sie ihre Entscheidungen treffen. Oft sind ihnen ihre eigenen Anforderungen gar nicht bewusst, sie erschließen sich erst durch die Kombination aus Beobachtung, Befragung und Reflexion. Bei diesem Schritt ist es wichtig, ergebnisoffen nach allen Seiten zu schauen und möglichst viele Informationen zu sammeln.

Das Ziel der nächsten Phase besteht darin, das Kernproblem zu definieren, für das eine Lösung gefunden werden soll. Es gilt, die gesammelten Informationen so zu verdichten, dass Zusammenhänge, Abhängigkeiten, Gemeinsamkeiten, Konflikte und Spannungen sichtbar werden.

Tipp

Um die Wünsche und Bedenken der Zielgruppe besser erfassen zu können, ist es oft hilfreich, sich eine fiktive Person auszudenken, sich ein konkretes Bild von ihr zu machen und ihr einen Namen zu geben. Diese Person steht stellvertretend für die Zielgruppe. Das Gesicht und der Name erleichtern es den Teammitgliedern, sich den anvisierten Kunden vorzustellen, für den anschließend ein detailliertes Profil entwickelt werden kann.

Sobald die Aufgabenstellung genau definiert ist, beginnt der kreative Teil der Arbeit. Zunächst werden so viele Ideen wie möglich entwickelt, dabei können Kreativitätstechniken eingesetzt werden, zum Beispiel das Brainstorming oder die Kopfstandtechnik (siehe unten). Erst wenn keine Ideen mehr aufkommen, werden die Vorschläge strukturiert und bewertet. Die Bewertung erfolgt im Hinblick auf die Erwünschtheit, Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit einer Idee. Aufgrund der Orientierung des Design-Thinking am Menschen ist der Faktor Erwünschtheit etwas stärker zu gewichten als die anderen beiden.

Im nächsten Schritt werden die gesammelten Ideen auf ihre Praxistauglichkeit hin untersucht. Hierfür werden mit möglichst wenig Aufwand erste Prototypen entwickelt, um die Ansätze zu veranschaulichen und praktisch erfahrbar zu machen. Häufig ist es aus Kostengründen nicht wirtschaftlich, für jeden Vorschlag ein Modell anzufertigen, daher sollten die vielversprechendsten Ideen ausgewählt werden. Für die anderen Ansätze lassen sich vielleicht zumindest Zeichnungen oder virtuelle Konstrukte mit EDV (zum Beispiel CAD-Modelle) erstellen.

Schließlich werden die angefertigten Prototypen auf ihre Praxistauglichkeit hin getestet, dies geschieht in Zusammenarbeit mit potenziellen Kunden. Denn nur wenn die Menschen, um deren Bedürfnisse es geht, bestätigen, dass sie mit dem neuen Produkt zufrieden sind, kann eine Idee als sinnvoll bezeichnet und mit guten Aussichten an den Markt gebracht werden. Voraussetzung hierbei ist ein offener Dialog mit der Zielgruppe. Es empfiehlt sich, die Anwender einfach machen zu lassen und zu beobachten, wie sie mit dem Prototyp umgehen und was sie dazu sagen. Ihr Feedback gibt Ansatzpunkte für Verbesserungen und Alternativen. Ebenso kann es sein, dass ein Prototyp und damit eine Idee letztlich verworfen wird, wenn sich kein echter Nutzen ergibt.

Hinweis

Beim Design-Thinking spielt die Arbeitsumgebung eine große Rolle. Ideal sind Räume, die genügend Platz und eine entspannte Arbeitsatmosphäre bieten und in denen sich Stehtische, Sessel oder Ruheliegen befinden. Außerdem sollten Whiteboards sowie verschiedene Materialien und Geräte zur Verfügung stehen, zum Beispiel Zettel, Marker, Beamer, eventuell sogar ein 3D-Drucker zur schnellen Erstellung von Prototypen.