Betriebswirtschaftliche Kennzahlen

19.11.2020 | Business Know-How

Vorbemerkungen

Anhand eines Jahresabschlusses, bestehend aus mindestens einer Bilanz und einer Gewinn-und Verlustrechnung, ist es möglich, betriebswirtschaftliche Kennzahlen zu ermitteln. Mit deren Hilfe lassen sich Aussagen treffen zu

  • Vermögensstruktur,
  • Finanzlage (Liquidität) und
  • Ertragslage (Rentabilität).

Im Folgenden werden einige wichtige Kennzahlen vorgestellt.

Tipp

Mit dem Excel-Sheet “Finanzplan” steht Ihnen hierfür eine Arbeitshilfe zum Download zur Verfügung.

Kennzahlen zur Vermögensstruktur

Die Kennzahlen zur Vermögensstruktur geben Auskunft über die Zusammensetzung der Vermögenswerte, der Schulden und des Eigenkapitals.

Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote zeigt, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist.

Je höher die Eigenkapitalquote ausfällt, desto ausgeprägter sind die finanzielle Stabilität des Unternehmens und die Unabhängigkeit gegenüber Fremdkapitalgebern. Banken bewerten daher die Bonität von Unternehmen mit hoher Eigenkapitalquote besser.

Fremdkapitalquote

Die Fremdkapitalquote zeigt den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital eines Unternehmens.

Sie dient dazu, das Kapitalrisiko zu beurteilen. Bei einem steigenden Anteil von kurz-, mittel- oder langfristigem Fremdkapital kann auch die Neuaufnahme von Krediten schwieriger werden. Zudem steigt das Risiko der Kündigung von Krediten.

Anlagenintensität

Die Anlagenintensität gibt an, wie hoch der Anteil des Anlagenvermögens im Verhältnis zum Gesamtvermögen ist.

Sie ist ein Maßstab für die Flexibilität eines Unternehmens. Je höher das Verhältnis ausfällt, desto höher ist der Anteil des Anlagevermögens am Gesamtvermögen.

Umlaufvermögenintensität

Die Umlaufvermögenintensität wie hoch der Anteil des Anlagenvermögens im Verhältnis zum Gesamtvermögen ist.

Sie ist ein Indikator für die Flexibilität eines Unternehmens. Eine sinkende Fristigkeit des Vermögens erhöht die Liquidität und senkt den Fixkostenanteil.

Kennzahlen zur Finanzlage

Die nachfolgenden Kennzahlen geben Auskunft darüber, ob die Finanzierungsregeln eingehalten werden oder nicht.

Wichtig

Die goldene Finanzregel besagt, dass langfristig gebundenes Vermögen (Grundstücke, Anlagen, Lizenzen) durch langfristiges Kapital (Eigenkapital, Darlehen) gedeckt werden sollte, da ansonsten ein Liquiditätsengpass droht. Die silberne Finanzierungsregel fordert eine Fristenübereinstimmung zwischen Kapital (Passiva) und Vermögen (Aktiva).

Anlagedeckungsgrad I

Der Anlagedeckungsgrad I setzt das Anlagevermögen in Beziehung zum Eigenkapital.

Der Deckungsgrad I muss nicht 100 % betragen; jedoch sollte beachtet werden, dass die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens weiter gesichert bleibt. Banken verlangen häufig einen Deckungsgrad I von 30 %.

Anlagedeckungsgrad II

Für den Anlagedeckungsgrad II fließt zusätzlich das langfristige Fremdkapital in die Berechnung mit ein.

Diese Kennziffer gibt an, inwieweit das Anlagevermögen durch langfristig vorhandenes Kapital gedeckt ist.

Liquidität ersten Grades

Die Liquidität ersten Grades (cash ratio) gibt das Verhältnis der flüssigen Mittel (Kasse, Bank, diskontfähige Wechsel, Schecks, börsenfähige Wertpapiere; nicht aber Forderungen) zu den kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen an.

Diese Kennziffer erlaubt eine Analyse, inwieweit ein Unternehmen seine derzeitigen kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen allein durch seine liquiden Mittel erfüllen kann. Die Praxisnorm liegt zwischen 5 % und 10 %.

Liquidität zweiten Grades

Die Liquidität zweiten Grades (quick ratio oder auch acid test ratio (ATR)) gibt das Verhältnis des Geldvermögens zuzüglich Wertpapierbestand und kurzfristige Forderungen zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens an.

Die Liquidität zweiten Grades ist ein Maß dafür, ob ein Unternehmen in der Lage ist, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bezahlen. Ist sie kleiner als der Wert 1, wird ein Teil der kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht durch kurzfristig zur Verfügung stehendes Vermögen gedeckt. Dadurch kann ein Liquiditätsengpass entstehen. Die Praxisnorm liegt zwischen 100 % und 120 %.

Liquidität dritten Grades

Die Liquidität dritten Grades (current ratio) gibt das Verhältnis des Umlaufvermögens zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens an.

Ist die Liquidität dritten Grades kleiner als der Wert 1, wird ein Teil der kurzfristigen Verbindlichkeiten nicht durch das Umlaufvermögen gedeckt. Unter Umständen muss dann Anlagevermögen zur Deckung der Verbindlichkeiten verkauft werden. Daher sollte diese Liquiditätskennziffer immer größer als der Wert 1 sein, wobei man nach der sogenannten Banker’s Rule einen Mindestwert von 2 anpeilen sollte.

Kennzahlen zur Ertragslage

Eigenkapitalrentabilität

Die Kennzahl Eigenkapitalrentabilität bringt die Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals zum Ausdruck.

Im Vergleich zu anderen Unternehmen der gleichen Branche gilt allgemein: Je höher die Eigenkapitalrentabilität ist, desto positiver fällt die Beurteilung des Unternehmens aus.

Gesamtkapitalrentabilität

Die Kennzahl Gesamtkapitalrentabilität (auch Gesamtrentabilität) gibt die Verzinsung des gesamten Kapitaleinsatzes im Unternehmen an.

Da die Gesamtkapitalrentabilität die Verzinsung des gesamten im Unternehmen investierten Kapitals angibt, also inklusive Fremdkapital, ist sie aussagefähiger als die Eigenkapitalrentabilität. Hier wird die Effizienz des gesamten eingesetzten Kapitals, unabhängig von seiner Finanzierung, betrachtet.

Umsatzrentabilität

Die Umsatzrentabilität (auch Umsatzrendite) stellt den auf den Umsatz bezogenen Gewinnanteil dar.

Diese Kennzahl lässt erkennen, wie viel das Unternehmen in Bezug auf 1 EUR Umsatz verdient hat. Zum Beispiel bedeutet eine Umsatzrendite von 10 %, dass mit jedem umgesetzten Euro ein Gewinn von 10 Cent erwirtschaftet wurde. Eine steigende Umsatzrentabilität deutet bei unverändertem Verkaufspreis auf eine zunehmende Produktivität im Unternehmen hin, während eine sinkende Umsatzrentabilität auf sinkende Produktivität und damit auf steigende Kosten hinweist.

Return on Investment (ROI)

Der Return on Investment gibt an, welche Rendite das gesamte im Unternehmen eingesetzte Kapital erwirtschaftet hat.

Er stellt das Gewinnziel bzw. den prozentualen Anteil des Gewinns am Gesamtkapital dar.

Literaturhinweise

Ebooks

Printwerke

  • Coenenberg, A.G.; Fischer, T.M., Günther, T.: Kostenrechnung und Kostenanalyse
  • Freidank, C.-C., Fischbach, S.: Übungen zur Kostenrechnung
  • Friedl, G.; Hofmann, C.; Pedell, B.: Kostenrechnung: Eine entscheidungsorientierte Einführung
  • Kahlenberg, F.: Kostenrechnung: Grundlagen und Anwendungen
  • Olfert, K.: Kostenrechnung