Jedes Unternehmen durchläuft verschiedene Phasen. Auch Großkonzerne haben klein angefangen und standen vor der Überlegung, in welcher Phase eine Finanzierung möglich und sinnvoll ist. Je nach Unternehmensphase kommen unterschiedliche Kapitalgeber zum Tragen:
Early-Stage (Gründungsphase)
Seed-Phase
Dies ist die Phase der Vorbereitung zur Unternehmensgründung. Hier erfolgt typischerweise
- Marktforschung,
- Entwicklung einer Geschäftsidee,
- Erarbeitung des Geschäftsmodells,
- Erstellung eines Businessplans,
- Erste Forschung und Entwicklung eines Prototypen.
Die Kosten werden meist aus Eigenmitteln der Gründer finanziert, da Kapital sehr schwer zu erhalten ist. Banken scheiden wegen Basel II meist aus (keine Kreditvergabe ohne Umsatznachweis).
Business Angel sind zwar in seltenen Fällen eine Möglichkeit der Finanzierung, jedoch wollen diese dann regelmäßig hohe Anteile am Unternehmen.
Die beste Möglichkeit, für die Seed-Phase finanzielle Mittel zu erhalten, sind öffentliche Fördermittel der Europäischen, des Bundes und der Länder. Für Studierende sind hierbei folgende Förderprogramme von besonderer Bedeutung:
- EXIST-Gründerstipendium,
- ERP-Kapital für Gründung
- ERP-Gründerkredit – StartGeld
- ERP-Gründerkredit – Universell
- ERP-Startfonds – Eigenkapital für junge Technologieunternehmen
- Gründercoaching Deutschland für den Bereich Beratung
Hinweis
Eine komplette Übersicht über alle Förderprogramme des Bundes, der Länder und der Europäischen Union enthält die Internet-Datenbank www.foerderdatenbank.de
Start-Up-Phase
Die Startup– Phase steht generell für die Schritte von der Unternehmensgründung bis hin zur Markteinführung. Es werden Forschung und Entwicklung durchgeführt, erweitert und bis zum Produktions- und Vertriebsaufbau gebracht. Diese Phase ist bekannt dafür, dass das Unternehmen meist schon bis zu einem Jahr besteht.
Ein fortgeschrittener Prototyp existiert, oder ist größtenteils fertig entwickelt und wird in den folgenden Schritten auf die Markteinführung vorbereitet. Des Weiteren entsteht eine detaillierte Produktionsplanung und -vorbereitung. Hinzu kommen Vertriebskooperationen und/oder der Aufbau eines eigenen Vertriebsnetzes. Erste Kunden werden akquiriert.
In den meisten Fällen reicht hier das Kapital der Bekannten und Familie nicht mehr aus. Mit einer guten Planung stehen die Chancen allerdings gut für eine Finanzierung durch einen Investor oder ein Förderprogramm. Ebenso kommen hier Business Angel zum Tragen.
First-Stage-Phase
Die First-Stage-Phase ist bekannt dafür, dass der Aufbau des Vertriebs und das Wachstum des Bekanntheitsgrades im Fokus liegen. Eine möglichst schnelle Marktdurchdringung ist in dieser Phase vonnöten, um eine erfolgreiche Geschäftsentwicklung zu ermöglichen.
Wichtig
Auch wenn in dieser Phase die Umsätze rasch steigen können, befindet sich das Unternehmen oft noch nicht in der eigentlichen Gewinnzone.
Als Kapitalgeber dienen während dieser Phase primär externe Investoren, die Kapital gegen Unternehmensanteile zur Verfügung stellen. Meist geschieht dies in Form einer Serienfinanzierung, die sich in mehrere Runden gliedert. Im Verlauf dieser Phase erwarten die Kapitalgeber eine deutliche Umsatzsteigerung des Unternehmens sowie einer Vervielfachung des investierten Kapitals. Kann das Unternehmen diese Erwartungen erfüllen, wird die Finanzierung in aller Regel in der Spätphase fortgesetzt.
Later-Stage (Expansionsphase)
Sobald das Produkt auf dem Markt etabliert ist und die grundlegenden Unternehmensstrukturen geschaffen sind, beginnt die Spätphase der Finanzierung. Im Verlauf dieser Phase gilt es, notwendige Sanierungen vorzunehmen und das Produktprogramm weiter auszubauen. Der wichtigste Schritt während der Spätphase ist die Strukturierung.
Der Kapitalbedarf in der Wachstumsphase für die Finanzierung der eigentlichen Marktdurchdringung steigt hier parallel zu der aufkommenden und wachsenden Konkurrenz. Nun sind weitere Investitionen in den Auf- und Ausbau des Vertriebs und die fortführende Weiterentwicklung der Produkte bzw. Dienstleistungen gefragt. Es beginnt die Suche nach Fremdkapitalgebern. Dies ist in dieser Phase zum ersten Mal in größerem Umfang möglich und auch erst jetzt wirklich sinnvoll. Da das Unternehmen in dieser Phase bereits weiter ausgebaut ist, ist klassische Finanzierung nun eher möglich als in der vorangegangenen Phase. Die klassische Finanzierung schließt jedoch keineswegs die Investition von Business Angels und Venture-Capital Unternehmen aus.
Second-Stage-Phase
Die Second-Stage Phase ist charakterisiert durch eine nationale Expansion. Die Gewinnphase ist erreicht und es werden nun neue Marktsegmente erschlossen. Sie ist greprägt durch
- Erweiterung der Vertriebskanäle,
- eventuell strategische Partnerschaften,
- Überwindung von Wachstumsschwellen,
- Personalwachstum.
Third-Stage
Mit der Thrid-Stage beginnt die Internationale Expansion. Das Unternehmen weist hier eine solide Gewinnphase auf und wird oft durch Mezzaninekapital finanziert (= Eigenkapitalzuführung z.B. in Form von Stillen Beteiligungen).
In Einzelfällen steht die Übernahme von Mitbewerbern oder Unternehmen in der Wertschöpfungskette (Lieferanten, Vertriebsorganisationen) an.
Bridge bzw. IPO
In dieser Phase wird das Kapital für große, weitreichende und langfristige Expansionen benötigt. Als Quelle wird in vielen Fällen der Gang an die Börse hinzugezogen, wofür jedoch meist eine Überbrückungsfinanzierung fällig wird.
Die Möglichkeit einer Bridgefinazierung (Bridge Financing) kann hier helfen. Diese ist so strukturiert, dass sie aus den zukünftigen Einkünften des Börsenganges zurückgezahlt werden kann. Eine weitere Möglichkeit sind Investmentbanken und Emissionsgesellschaften, welche sich auf ebendiesen Bereich spezialisiert haben.