Selbstständigkeit als Berufsziel?

10.11.2020 | Business Know-How, startUPkit

Nach dem erfolgreichen Abschluss eines Studiums stehen die Studierenden vor der Frage, wie sie in ihr Berufsleben starten wollen. Sehr beliebt ist eine Anstellung bei großen Unternehmen, da diese ein breites Arbeitsfeld bieten und gute Karriereaussichten versprechen. Tatsächlich sind aber oft die Einflussmöglichkeiten zu Beginn sehr eingeschränkt ist und die Karriere entpuppt sich als langer, steiniger Weg. Absolventen, die ihre Ideen schnell und eigennützig umsetzen wollen, sollten daher die Gründung eines eigenen Unternehmens in Betracht ziehen.

Ausgangslage für Hochschulabsolventen

Die Ausgangsposition für Hochschulabsolventen ist häufig sehr gut:

  • Die Risikobereitschaft ist hoch!

Die Absolventen sind zumeist noch nicht familiär gebunden. Sie können es daher wagen, ohne Rücksicht auf andere Personen ihre eigenen Ziele zu verwirklichen. Da sie noch keinen nennenswerten Besitzstand erwirtschaftet haben, haben sie – außer ein wenig Zeit – nichts zu verlieren. Selbst ein Scheitern schadet ihren beruflichen Zukunftsaussichten nicht – im Gegenteil: Die Erfahrungen, die sie bei der Existenzgründung gemacht haben, kommen ihnen sogar später zugute und werden von Arbeitgebern geschätzt.

  • Die eigenen Lebensbedürfnisse sind niedrig!

Der Kapitalbedarf für die persönliche Lebensführung der Absolventen ist gering. So wohnen sie häufig noch in ihrer Studentenwohnung, fahren einen Kleinwagen und essen in der Mensa. Da sich die Absolventen noch nicht an einen hohen Lebensstandard gewöhnt haben, stellen die finanziellen Einschränkungen in der Gründungsphase auch kein persönliches Problem dar.

  • Das fachliche Know-how ist auf aktuellem Stand!

Im Rahmen ihres Studiums wurden die Absolventen regelmäßig mit den modernsten Technologien und Theorien konfrontiert. Regelmäßig haben sie diese sogar innerhalb von Projekten in die Praxis umsetzen können. Der Kontakt zu Professoren und Kommilitonen ist noch lebendig. Ein Austausch von Ideen und Techniken ist daher problemlos möglich.

Der Weg von einer Idee zu einem erfolgreichen Unternehmen ist jedoch mit vielen Hindernissen und Unwägbarkeiten gepflastert. So scheitern viele Existenzgründungen trotz der hervorragenden Startbedingungen bereits in der Gründungsphase. Typische Ursachen sind beispielsweise:

  • Es fehlt das über das fachspezifische Wissen hinausgehende notwendige Know-how!

Häufig verfügen die Absolventen nur über das zur Produktentwicklung notwendige Wissen, sie sind aber nicht auch in kaufmännischer, rechtlicher und steuerlicher Hinsicht geschult.

  • Die psychische Belastbarkeit wird überschätzt!

Die anfängliche Begeisterung schlägt mit der Zeit in Ernüchterung um. Insbesondere zerren zunehmend auftretende Probleme bei der Produktentwicklung und Markteinführung an den Nerven. In Unternehmerteams kommt es wegen unterschiedlicher Zielsetzungen und Engagements zu internen Spannungen.

  • Der Wettbewerb wird unterschätzt!

Aus der Tatsache, dass ein Produkt noch nicht am Markt angeboten wird, wird manchmal gefolgert, dass der Wettbewerb hieran kein Interesse hat. Die Konkurrenz reagiert aber oft sehr schnell auf Änderungen im Angebot und versucht dann, ihre bereits bestehende Bekanntheit und Kundenbeziehungen auszunutzen.

  • Es fehlt die notwendige Erfahrung und Reputation für die Kundenakquise!

Wenn ein Produkt die notwendige Marktreife erlangt hat, muss es auch an den Kunden gebracht werden. Insoweit tuen sich aber viele Absolventen schwer, da sie als Newcomer oft vor verschlossenen Türen stehen und nicht über die kommunikativen Fähigkeiten verfügen, auf sich aufmerksam zu machen.

  • Es fehlt an Geld!

Viele potenzielle Existenzgründer verwerfen ihre Geschäftsidee bereits im Vorfeld allein aufgrund fehlender finanzieller Mittel. Dabei übersehen sie insbesondere die Möglichkeiten der öffentlichen Förderung (insbesondere durch EXIST-Gründerstipendien oder an den Hochschulen etablierten Inkubatoren) oder des neuartigen Crowd Investing.

Der Weg in die Selbstständigkeit ist stets schwierig und risikobehaftet. Wer diese weitreichende Entscheidung in seinem Leben trifft, sollte sich daher im Vorfeld eingehend Gedanken darüber machen, welche Konsequenzen sich hieraus für ihn selbst und sein familiäres Umfeld ergeben. Zu den grundlegenden Fragen, die zu beantworten sind, gehören folgende:

  • Weshalb möchte ich ein Unternehmen gründen?
  • Habe ich das Zeug dazu?
  • Wie ist für mich das Verhältnis der Chancen zu den Risiken?

Motive für die Existenzgründung

Es gibt verschiedene Beweggründe, warum Personen die Gründung eines Unternehmens vorantreiben.

  • Wirtschaftlicher Erfolg

Finanzielle Aspekte spielen die größte Rolle bei der Entscheidung für eine selbstständige Tätigkeit. Im Vordergrund steht hier der Wunsch nach einem überdurchschnittlichen Einkommen und dem Erwerb eines beträchtlichen Vermögens. Interessanterweise denken die Existenzgründer dabei überwiegend nicht nur an ihr eigenes Auskommen, sondern auch an den Aufbau eines Unternehmens, das sie ihren Kindern vererben wollen.

  • Innovation

Ein weiteres wichtiges Motiv stellt der Wunsch dar, etwas Neues zu erschaffen. Dies entspringt dem inneren Drang, eine Herausforderung zu meistern und/oder eine persönliche Vorstellung umzusetzen. Das erfolgreiche Beschreiten neuer Wege führt nicht nur zu einer Erweiterung des eigenen Horizonts, sondern regelmäßig ist hiermit ist regelmäßig auch eine starke Außenwirkung verbunden. So genießen Innovatoren zumeist ein hohes Ansehen und üben für andere Personen eine Vorbild- und Leitfunktion aus. Insofern ist ihr Einfluss innerhalb von Organisationen sehr hoch.

  • Unabhängigkeit

Auch das Gefühl der Unabhängigkeit, das mit der Selbstständigkeit einhergeht, ist eine starke Triebfeder. So sind Selbstständige nicht an die Weisungen von Vorgesetzten gebunden und müssen keinen internen Wettbewerb mit Kollegen ausfechten. Dies verhindert nicht nur Frustration, sondern sorgt dafür, dass jede Tätigkeit, die man ausführt, und jede Entscheidung, die man trifft, die persönliche Entwicklung fördert.

Als sein eigener Herr kann man außerdem die Arbeits- und Urlaubszeiten weitgehend selbst bestimmen. Geht die Arbeitszeit über den Rahmen des bei einer Festanstellung Üblichen hinaus, kommt dies dem Unternehmer wenigstens selbst zugute.

  • Anerkennung

Der Wunsch nach sozialer Anerkennung ist ebenfalls von elementarer Bedeutung. Regelmäßig geht von einem hohen Einkommen und Vermögen ein erhebliches Prestige aus, dem sich Menschen nur sehr schwer entziehen können. Wer Erfolg hat, wird von den anderen – ob Freunde, Familienangehörige oder Fremde – respektiert und genießt einen höheren sozialen Status als andere.

  • Selbstverwirklichung

Nicht nur die mit einer erfolgreichen Selbstständigkeit verbundene Außenwirkung, sondern auch das eigene Gefühl, etwas in seinem Leben erreicht zu haben, verschafft den Unternehmern innere Genugtuung. Die eigenen Träume zu verwirklichen, sich den Herausforderungen zu stellen und schwierige Situationen zu überstehen, sind wesentliche Bestandteile eines erfüllten Lebens.

  • Rollenverhalten

Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt bei einigen Gründern der Aspekt, eine bestimmte Rolle einzunehmen, von der sie glauben, dass sie von ihnen erwartet wird. So übernehmen viele Unternehmer das Geschäft ihrer Eltern und wollen damit eine Familientradition fortführen. Die Absicht, einem Idol nachzueifern oder sich seinem persönlichen Umfeld, zum Beispiel dem Freundeskreis, anzupassen, kann insoweit ebenfalls von Bedeutung sein.

Unternehmerpersönlichkeit

Besteht Klarheit über die wahren Motive, die einen veranlassen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, sollte man sich weiterhin vergewissern, ob man auch über die notwendigen Charaktereigenschaften verfügt, um ein Unternehmen zu führen. So liegt es auf der Hand, dass der bloße Abschluss eines Studiums einen noch nicht zu einem erfolgreichen Unternehmer macht. Vielmehr sollte der Gründer idealerweise weitere Eigenschaften aufweisen, die einem erfolgreichen Unternehmer zugeschrieben werden. Dieser unterscheidet sich nämlich durch eine Reihe von Charakteristika von einem abhängig Beschäftigten. So sind Selbstständige dynamischer, durchsetzungsfähiger, entschlossener, unabhängiger, verantwortungs- und risikofreudiger als abhängig Beschäftigte. Sie sind Praktiker, stecken voller Pläne und haben zugleich einen Spürsinn für Kommendes. Im Einzelnen lassen sich insbesondere die folgenden Eigenschaften nennen.

  • Leistungsmotiv

Bei Entrepreneuren ist der Wille besonders ausgeprägt, Leistung zu erbringen und sich mit beruflichen Aufgaben auseinanderzusetzen, die sowohl herausfordernd als auch realisierbar sind. Er hat das starke Bedürfnis, etwas zu leisten, aber auch ein ausgeprägtes Streben nach Macht und Prestige. 

  • Machbarkeitsüberzeugung

Des Weiteren ist der Entrepreneur oft davon überzeugt, dass der Prozess der Gründung und der Erfolg weniger von äußeren Umständen bestimmt wird, sondern vielmehr von ihm selbst abhängt. Er glaubt daran, für sein eigenes Schicksal und die Ergebnisse seines Handelns selbst verantwortlich zu sein und dies aktiv beeinflussen zu können.

  • Unabhängigkeitsstreben

Der Wunsch, sein eigener Herr zu sein, ist ein weiteres Charakteristikum, das einen Entrepreneur ausmacht. Er drängt danach, sich von Autoritäten unabhängig zu machen und sich selbst zu verwirklichen.

  • Risikofreudigkeit

Entrepreneure sind bereit, auch erhöhte Risiken in Kauf zu nehmen, die insbesondere dadurch entstehen, dass sie Investitionen tätigen, ohne den daraus entstehenden Gewinn genau zu kennen. Anders als risikoscheue Menschen tolerieren sie die Ungewissheit des Ausgangs, wenn die Gefahr eines Verlusts weniger wahrscheinlich ist, als einen größeren Gewinn zu erhalten.

  • Durchhaltevermögen

Entrepreneure müssen über eine starke psychische Widerstandsfähigkeit und eine hohe Stressresistenz verfügen. So sind gerade in der Gründungsphase frustrierende Erlebnisse häufig unvermeidlich. Um sich hiervon nicht entmutigen zu lassen und trotz der widrigen Umstände weiterzumachen, ist also ein starkes Durchhaltevermögen erforderlich.

  • Soziale Kompetenz

Ein Unternehmen ist keine Insel, sondern unterhält intensive Beziehungen zu zahlreichen Personen, zum Beispiel zu Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern, Beratern, Banken, Investoren oder Behörden. Ein Unternehmer muss in der Lage sein, zu all diesen Personen gute Kontakte aufzubauen und zu pflegen. Um erfolgreich zu sein, muss ein Entrepreneur deshalb über ausgeprägte soziale Fähigkeiten (Soft Skills) und ein hohes Maß an Empathie verfügen, die alle möglichen Bereiche des beruflichen Lebens beeinflussen.

  • Wachstumsorientierung

Weiterhin kennzeichnet die Neigung zum Wachstum einen Entrepreneur. Der Wille zu wachsen schlägt sich vor allem im Entscheidungsverhalten und in der strategischen Orientierung des Entrepreneurs nieder, zum Beispiel in der Auswahl der Investitionen oder der Auswahl seiner Mitarbeiter.

  • Entschlussfreudigkeit

Entschlussfreudigkeit ist ebenso ein typisches Persönlichkeitsmerkmal des Entrepreneurs. Gemeint ist hiermit die Fähigkeit, die richtige Gelegenheit zum richtigen Zeitpunkt zu erkennen – und sie auch tatsächlich zu ergreifen.

  • Flexibilität

Schließlich ist die Fähigkeit, sich flexibel an ständig ändernde Rahmenbedingungen anzupassen, ein Merkmal von Entrepreneuren. Flexibilität umfasst dabei auch die Fähigkeit, ein Produkt ohne ein ursprünglich genau festgelegtes Konzept so lange zu verändern, bis es von den Kunden akzeptiert wird.

  • Problemorientierung

Zudem ist die klare Fokussierung des Entrepreneurs auf die primären Einflussfaktoren eines Projekts ein notweniger Wesenszug, um sowohl analytisch als auch intuitiv mit Nicht-Routineaufgaben umgehen zu können.

Um herauszufinden, ob man die notwendigen Eigenschaften eines Unternehmers mitbringt, ist es hilfreich, sich selbst einem kleinen Test zu unterziehen. Insofern bietet das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sehr gut aufgebaute Gründertests kostenfrei an (abrufbar unter www.existenzgruender.de):

Test: Haben Sie Unternehmergeist?

Um herauszufinden, ob Sie die notwendigen Eigenschaften eines Unternehmers mitbringen, ist es oft hilfreich, sich selbst einem kleinen Test zu unterziehen. Insofern ist die nachstehende Checkliste, die das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Günter F. Müller von der Universität Koblenz-Landau entwickelt hat, ein nützliches Werkzeug. Bitte geben Sie im Folgenden an, was auf Sie eher zutrifft und was nicht. Seien Sie dabei ehrlich zu sich selbst! Es macht keinen Sinn, sich selbst etwas vorzumachen.

Für ein „Eher ja“ gibt es einen Punkt, für ein „Eher nein“ null Punkte. Addieren Sie am Schluss Ihre Punktzahl und lesen Sie anschließend die Auswertung.

Eher jaEher nein
Antriebsstärke
Sind Sie begeisterungsfähig?
Sind Sie entscheidungsfreudig?
Nehmen Sie Herausforderungen gern an?
Sind Sie hartnäckig, wenn es um Ihre Sache geht?
Unabhängigkeit
Sind Sie jemand, der gern die Initiative ergreift?
Geht es Ihnen eher gegen den Strich, wenn Ihnen jemand sagt, was Sie zu tun haben?
Genießen Sie es, selbst entscheiden zu dürfen?
Haben Sie eigene Ziele, die Sie erreichen wollen?
Risikobereitschaft
Sind Sie ein optimistischer Mensch?
Sind Sie bereit, Risiken einzugehen, wenn Sie etwas erreichen wollen?
Kommen Sie gut über Frustrationen hinweg?
Hätten Sie als Unternehmer/-in Angst davor, zu scheitern?
Wären Sie bereit, als Selbstständige/-r auf ein sicheres festes Einkommen zu verzichten?
Kreativität
Fällt es Ihnen leicht, neue Ideen zu entwickeln?
Denken Sie: Es gibt für jedes Problem eine Lösung?
Finden Sie Routine auf Dauer langweilig?
Kontakt
Fällt es Ihnen leicht, mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen?
Können Sie sich gut gegen andere durchsetzen?
Übernehmen Sie gern Verantwortung?
Können Sie sich gut auf andere Menschen einstellen?
Können Sie andere begeistern?
Leistung
Sind Sie ehrgeizig?
Sind Sie ein/-e disziplinierter Arbeiter/-in?
Kommen Sie mit Stresssituationen gut zurecht?
Wären Sie bereit, als Selbstständige/-r 60 Stunden und mehr in der Woche zu arbeiten?
Summe  

Auswertung

Null bis zehn Punkte: Sie sind wahrscheinlich nicht die geborene Unternehmerin oder der geborene Unternehmer. Wahrscheinlich würden Sie als Angestellter glücklicher.

Elf bis 20 Punkte: Das Ergebnis fällt für Sie nicht eindeutig aus. Die geborene Unternehmerin oder der geborene Unternehmer sind Sie wahrscheinlich nicht. Aber Sie zeigen schon eine ganze Reihe von Eigenschaften, die man als Unternehmer gut gebrauchen kann.

21 bis 25 Punkte: Sie scheinen viel von einer Unternehmerperson zu haben. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich tatsächlich einmal selbstständig zu machen, sollten Sie sich trotzdem gut über den Weg dorthin informieren.

Abwägung von Chancen und Risiken

Vor- und Nachteile einer selbstständigen Tätigkeit

Schließlich sollten Sie sämtliche Chancen und Risiken Ihrer geplanten Unternehmensgründung unter Berücksichtigung der persönlichen Lebensumstände gegeneinander abwägen.

Zunächst sind die Vor- und Nachteile einer selbstständigen Tätigkeit gegenüber einem Arbeitsverhältnis zu betrachten. Die typischen Vorteile eines Arbeitsverhältnisses liegen auf der Hand:

  • regelmäßiges Einkommen,
  • regelmäßige Arbeitszeiten und bezahlter Urlaub,
  • soziale Absicherung, insbesondere durch die gesetzlichen Kranken-, Pflege-, Renten-, Arbeitslosen- und Unfallversicherungen,
  • Kündigungsschutz,
  • Elternzeit/Mutterschutz,
  • Karrierechancen,
  • kollegiales Umfeld,
  • klare Arbeitsvorgaben mit angemessener Einarbeitungszeit.

Demgegenüber scheint die Gründung eines eigenen Unternehmens zunächst überwiegend nur Nachteile zu haben:

  • keine Erfolgsgarantie; im schlimmsten Fall droht nicht nur der Verlust des eingesetzten Eigenkapitals, sondern auch eine Verschuldung, die in nächster Zeit nicht abgebaut werden kann,
  • keine Ansprüche auf gesetzliche Sozialleistungen wie Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung, Unfallversicherung, Elternzeit /Mutterschutz,
  • keine Ansprechpartner, um sich austauschen zu können oder die einem mit ihren Erfahrungen weiterhelfen können.

Wer etwas genauer hinschaut, sieht bei den beiden Modellen die jeweils andere Seite der Medaille. So können sich bei einer Festanstellung folgende Nachteile ergeben:

  • Das Einkommen reicht gerade so zum Leben; Reichtümer lassen sich jedenfalls nicht erzielen.
  • Die Arbeitszeiten stehen nur auf dem Papier. Nach den ungeschriebenen Gesetzen des Unternehmens – oder auch aufgrund eines selbst gesetzten Leistungsdrucks – geht die tatsächliche Arbeitszeit wesentlich über das Vereinbarte hinaus.
  • Kollegen können sich als harte Konkurrenten um betriebsinterne Posten entpuppen, was nicht nur zu mehr Wettbewerb, sondern auch zu einem schlechten Betriebsklima führt.
  • Nach dem deutschen Arbeitsrecht greift ein wirksamer Schutz vor Kündigungen aus betriebsbedingten Kündigungen häufig erst bei längerer Betriebszugehörigkeit.
  • Die Inanspruchnahme sozialer Vergünstigungen wie Elternzeit kann die Aufstiegsmöglichkeiten mindern.
  • Die Vorgesetzten sind nicht bereit oder in der Lage, den Neuankömmling ordentlich in seinen Tätigkeitsbereich einzuarbeiten, sodass dieser eine lange und schwierige Anlaufphase durchleben muss, in der Fehler und Frustration auftreten können.

Die eigene Existenzgründung kann dagegen folgende Vorteile bieten:

  • Der wirtschaftliche Erfolg kann zu einem Vielfachen des Einkommens führen, das im Rahmen einer Festanstellung möglich wäre.
  • Es besteht keine Bindung an die Weisungen von Vorgesetzten, auch muss man keinen internen Wettbewerb mit Kollegen ausfechten. Dies verhindert nicht nur Frustration, sondern jede Tätigkeit, die der Selbstständige ausführt, und jede Entscheidung, die er trifft, fördert die persönliche Entwicklung.
  • Wer sein eigener Herr ist, kann die Arbeits- und Urlaubszeiten weitgehend selbst bestimmen. Wer mehr arbeitet, als im Rahmen einer Festanstellung üblich, dem kommt dies wenigstens selbst zugute.

Persönliche Risikoabwägung

Wenn Sie nun vor der Entscheidung stehen, sich selbstständig zu machen oder eine Anstellung zu suchen, ist die sogenannte SWOT-Analyse ein hilfreiches Mittel, um sich das Für und Wider vor Augen zu führen. Mit der SWOT-Analyse können Sie Ihre persönlichen Stärken (strengths) und Schwächen (weaknesses) sowie die sich Ihnen eröffnenden Möglichkeiten (opportunities) und Gefahren (threats) untersuchen. Das Ziel ist, auf Basis der internen Stärken-Schwäche-Analyse und einer externen Chancen-Risiken-Analyse mögliche Quellen für Wettbewerbsvorteile sowie für internen Handlungsbedarf zu identifizieren. Die SWOT-Matrix zeigt zudem ausbaufähige Chancen auf, konkretisiert die Gefährdungen, gegen die Sie sich absichern sollten, und weist auf Schwächen hin, die Sie aufholen sollten. Schließlich deckt sie auch diejenigen Risiken auf, die es doppelt zu meiden gilt, da gerade in ihnen die internen Schwächen der Unternehmung mit den externen Risiken des Umfelds zu einer doppelt gefährlichen Deckung kommen.

Im Rahmen einer solchen Analyse sollten Sie als angehender Existenzgründer sich selbst zumindest die folgenden Fragen ehrlich beantworten können.

Stärken

Was ist meine Motivation?

Nur wer sich über das Ziel, das er mit der Existenzgründung verfolgen will, vollkommen im Klaren ist, kann den schwierigen Weg dorthin gehen. Wie in Kapitel 1.1 dargestellt, ist der wirtschaftliche Erfolg der wichtigste Grund für die Entscheidung zur Selbstständigkeit, aber zwangsläufig nicht der einzige. So spielen neben dem Streben nach Reichtum häufig soziale Aspekte wie Selbstverwirklichung, gesellschaftliche Anerkennung und Unabhängigkeit eine wichtige Rolle.

Achtung

Wer nur dem Geld hinterherläuft, läuft schnell Gefahr, sich allein von finanziellen Faktoren leiten zu lassen. Zwar ist Gier eine starke Triebfeder, aber sie lässt einen schnell alle Skrupel vergessen. Wer jedoch grundlegende gesetzliche oder ethische Regeln missachtet, muss damit rechnen, dass sein Verhalten entsprechende Konsequenzen nach sich zieht, zum Beispiel Strafen oder soziale Ächtung, was den bis dahin erzielten Erfolg wieder gefährdet!

Über welches spezielle Know-how verfüge ich?

Sie sollten typischerweise über ein spezielles Know-how verfügen, durch das Sie sich gegenüber Ihren Mitbewerbern abheben können. Nur so werden Sie letztlich potenzielle Kunden dazu bewegen, ihr bisheriges Verhalten zu ändern und zu Ihrem neuen Unternehmen zu wechseln. Das liegt beispielsweise nahe, wenn Sie eine Erfindung gemacht und vielleicht sogar ein Patent darauf erworben haben oder sich auf einem neuen Markt bewegen, in dem noch nicht alle Segmente belegt sind, zum Beispiel derzeit bei der Entwicklung von Applikationen für Smartphones.

Weniger klar ist die Situation, wenn die Neugründung auf einem bereits bestehenden Markt erfolgt. Als Neuling in einer Branche haben Sie häufig nur eine beschränkte Kenntnis des Marktes und Ihnen fehlen die Erfahrungen der bereits etablierten Unternehmen. Allerdings sind Sie auch noch nicht durch eingefahrene Prozesse, Investitionen in mittlerweile veraltete Technologien oder einen trägen Mitarbeiterstamm bestimmt. Die hieraus resultierende Flexibilität kann Ihnen das notwendige spezielle Know-how sichern, um den Markt zu erobern, sei es durch den Einsatz neuer Technologien, die Kreation neuer Dienstleistungen oder die Einführung kostensparender Prozesse.

Verfüge ich über das notwendige Durchsetzungsvermögen?

Die Gründung eines Unternehmens und dessen Etablierung am Markt ist immer ein schwieriges Unterfangen, das vom Gründer außerordentlich viel Energie und Leistungsfähigkeit verlangt. Nur wer in der Lage ist, über mehrere Jahre hinweg Niederlagen einzustecken und Widrigkeiten zu meistern, hat die Chance, am Ende auch den ersehnten Erfolg zu erringen.

Besitze ich genügend soziale Kompetenz?

Neben der persönlichen Stärke ist ein hohes Maß an sozialer Kompetenz erforderlich. Idealerweise sollten Sie daher ein extrovertiertes Wesen haben, leicht auf Menschen zugehen können und über ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen verfügen.

Reichen meine finanziellen Mittel aus?

Auch wenn die notwendigen Eigenschaften des Existenzgründers vorhanden sind, muss sichergestellt sein, dass Sie ebenso über die erforderlichen Finanzmittel verfügen, um die Gründungsphase zu überstehen. So vergehen vom Zeitpunkt der Unternehmensgründung über die Generierung des ersten Umsatzes bis zum Erreichen der Gewinnzone regelmäßig mehrere Monate (manchmal sogar ein bis zwei Jahre). Diesen Zeitraum müssen Sie zumeist mit eigenen Mitteln finanzieren, und zwar nicht nur die anfänglichen Investitionen, sondern auch ihren persönlichen Lebensbedarf. Anderenfalls droht die Insolvenz.

Habe ich genügend familiäre Unterstützung?

Die Bedeutung des familiären Hintergrunds sollte keinesfalls unterschätzt werden. Die starke finanzielle und psychische Belastung in der Startphase trifft nicht nur Sie als Existenzgründer, sondern regelmäßig auch Ihren Lebenspartner und andere Angehörige, zum Beispiel Kinder oder Eltern. Diese Menschen sollten ebenfalls zu einem gewissen Grad belastbar sein. Hinzu kommt, dass selbst bei dem stärksten Gründer irgendwann Zweifel aufkommen können und ihn ans Aufgeben denken lassen. In dieser Situation ist es wichtig, dass er neue Kraft durch seine Familie schöpfen kann und darin Halt findet.

Schwächen

Welche notwendigen Kenntnisse oder Eigenschaften fehlen mir?

Für eine erfolgreiche Existenzgründung genügt es nicht, bloß eine gute Geschäftsidee zu haben. Zusätzlich müssen Sie über das notwendige Know-how, Durchsetzungskraft und soziale Kompetenz verfügen. Die meisten Menschen sind aber nur in einigen Disziplinen stark, während sie in anderen lediglich rudimentäre Kenntnisse besitzen. Bewegt man sich in Stereotypen, so ist beispielsweise ein „Nerd“ eine introvertierte Person mit hervorragenden technischen Fähigkeiten, die aber eher in sozialer Isolation lebt. Demgegenüber ist ein „Jock“ eine extrovertierte Person, die gesellschaftlich aktiv, aber intellektuell leicht überfordert ist.

Letztlich müssen Sie selbst einschätzen, welche Kenntnisse oder Eigenschaften bei Ihnen unterentwickelt sind. Sie sollten es sich eingestehen, wenn Sie beispielsweise nicht über das notwendige Know-how im technischen, kaufmännischen oder rechtlichen Bereich verfügen oder nicht auf fremde Menschen zugehen und sie von Ihrem Produkt überzeugen können.

Fehlen mir finanzielle Mittel?

Wie dargelegt, müssen Sie über genügend finanzielle Mittel verfügen, um wenigstens die Gründungsphase zu überstehen. Ist dies nicht der Fall, stellt die fehlende Finanzkraft definitiv eine Schwäche dar.

Ist meine familiäre Situation schwierig?

Ebenso kann eine angespannte familiäre Situation eine Schwäche sein. Dies gilt insbesondere, wenn Unterhaltspflichten gegenüber Angehörigen bestehen, zum Beispiel gegenüber Lebenspartnern und/oder Kindern, weil in diesem Fall der Zwang zum Erfolg übermächtig wird. Als ähnlich schwierig kann sich die Situation erweisen, wenn der Lebenspartner Ihre Vision nicht teilt oder eine risikoärmere Lebensplanung bevorzugt. Treten dann später im Unternehmen Schwierigkeiten auf, kann es passieren, dass Sie sich Vorwürfen ausgesetzt sehen, was wiederum Ihr Selbstvertrauen und Ihre Widerstandsfähigkeit schwächt.

Habe ich Sprachschwierigkeiten?

Eine häufig unterschätzte Schwäche sind Sprachschwierigkeiten. Damit sind nicht nur fehlende oder geringe Fremdsprachenkenntnisse, sondern insbesondere auch orthografische Schwächen gemeint. Während im allgemeinen Geschäftsverkehr für mangelndes Fremdsprachenwissen meist Verständnis aufgebracht wird, führt eine fehlerhafte Rechtschreibung häufig zu einem Vertrauensverlust, der nicht unbedingt offen kommuniziert wird. Erhält beispielsweise ein potenzieller Kunde ein schriftliches Angebot, das voller Rechtschreibfehler ist, wird er es allein aus diesem Grund nicht ernsthaft in Betracht ziehen. Dahinter steht der unwillkürlich aufkommende Gedanke, dass die spätere Leistung nicht überzeugen wird, wenn schon das Angebot fehlerhaft ist.

Chancen

Habe ich eine innovative Geschäftsidee und lässt sie sich umsetzen?

Grundlage für die erfolgreiche Etablierung eines Start-ups kann eine innovative Geschäftsidee sein, vor allem dann, wenn zusätzlich bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. In technischer Hinsicht müssen insbesondere sowohl Maschinen und Material als auch Fläche bzw. Räume verfügbar sein. Zudem muss die notwendige Infrastruktur wie Kommunikationseinrichtungen, Transportmöglichkeiten und Energie vorhanden sein. In personeller Hinsicht muss geeignetes Personal in ausreichender Menge und mit den erforderlichen Fähigkeiten (Skills) zur Verfügung stehen. Darüber hinaus darf die Umsetzbarkeit der Idee nicht an rechtlichen Hindernissen scheitern, zum Beispiel an entgegenstehenden gewerblichen Schutzrechten Dritter wie Patente oder Gebrauchsmuster oder an Handelsbeschränkungen wie behördliche Genehmigungen oder Ausfuhrbeschränkungen.

Eine Geschäftsidee, wie neuartig sie auch sein mag, ist zudem nur tragfähig, wenn sie vom Markt angenommen wird. Entscheidend für die Marktakzeptanz ist das Vorhandensein eines echten Kundennutzens, der eine Nachfrage befriedigt. Es müssen sich also Abnehmer für die Ware oder Dienstleistung finden lassen, die bloße Umsetzung einer technischen Spielerei ohne konkrete Anwendungsmöglichkeit reicht nicht aus. Und selbst wenn die Geschäftsidee an sich umsetzbar und tragfähig ist, bedeutet dies nicht automatisch, dass sich Ihr Vorhaben auch lohnt. Das ist erst der Fall, wenn sich ein nachhaltiger Gewinn (Erlöse abzüglich Kosten) erzielen lässt, der Ihnen einen ausreichenden Lebensstandard ermöglicht.

Habe ich bereits potenzielle Kunden?

Vorteilhaft ist es insbesondere für Sie, wenn Sie bereits über potenzielle Kunden verfügen, denen Sie nur noch ein passendes Produkt anzubieten brauchen. Das gilt zum Beispiel, wenn Sie aktuell fest angestellt sind und für Ihren Arbeitgeber gute Kundenkontakte pflegen. Hier lässt sich manchmal ausloten, ob Kunden bereit wären, Ihnen bei Ihrem Schritt in die Selbstständigkeit zu folgen. Eine solche Konstellation ergibt sich häufig bei Freiberuflern wie Rechtsanwälten oder Steuerberatern, da bei ihnen die geschäftliche Bindung meist auf besonders engem persönlichem Vertrauen beruht.

Wird mir eine Partnerschaft angeboten?

Der Schritt in die Selbstständigkeit kann nicht nur von inneren Impulsen, sondern auch von außen angeregt werden. So wird insbesondere häufig verdienten festangestellten Mitarbeitern in freien Berufen die Chance eröffnet, als Gesellschafter in ein Unternehmen einzutreten. Hierbei handelt es sich meistens nicht um ein Geschenk, sondern es wird erwartet, dass der neue Partner entweder eine Einlage zahlt oder seinen Kundenstamm einbringt. In einigen Fällen wird die Partnerschaft auch nur deshalb angeboten, um das Abwerben von Bestandskunden zu verhindern, falls ein Mitarbeiter kündigt.

Kann ich ein bestehendes Unternehmen übernehmen?

Selbstständigkeit kann auch eine Überlegung sein, wenn sich die Möglichkeit ergibt, ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen. Meist geht es um die Übernahme eines Familienunternehmens im Rahmen der gesetzlichen oder gewillkürten Erbfolge. Darüber hinaus können Unternehmenskäufe unter Fremden erfolgen, zum Beispiel im Rahmen eines Management-Buy-outs (MBO). Dabei erwirbt das Management eines Unternehmens die Mehrheit der Gesellschaftsanteile von den bisherigen Eigentümern.

Risiken

Bestehen technische Risiken?

In technischer Hinsicht können Risiken bezüglich der Realisierbarkeit des Produkts bestehen. Dies gilt insbesondere, wenn sich das Produkt im Stadium der Forschung und Entwicklung befindet und es noch ungewiss ist, ob es zur Marktreife gebracht werden kann.

Bestehen Absatzrisiken?

Selbst wenn ein marktreifes Produkt entwickelt wurde, wird es im Markt vielleicht nicht oder nicht hinreichend akzeptiert und findet daher keinen Absatz. Die Gründe hierfür sind vielfältig, zum Beispiel kann es daran liegen, dass das Produkt für potenzielle Kunden nicht von Nutzen ist oder dass der Marktzugang von den Wettbewerbern verstopft wird.

Bestehen rechtliche Risiken?

Rechtliche Risiken liegen vor, wenn noch nicht sicher feststeht, dass ein Produkt für den Markt zugelassen wird. So sind beispielsweise für die Herstellung zahlreicher Waren wie Waffen und Arzneimittel sowie für Dienstleistungen wie Arbeitnehmerüberlassung. Altenpflege und Kinderbetreuung behördliche Genehmigungen erforderlich.

Auch in Ihrer Person kann ein rechtliches Risiko liegen, etwa wenn Sie erst noch eine Berufserlaubnis erwerben müssen. Das gilt unter anderem für Ärzte, Rechtsanwälte, Makler und Führer von Inkassobüros.

Die mangelnde Schutzfähigkeit des Produkts kann ebenfalls rechtliche Risiken mit sich bringen, zum Beispiel wenn eine Erfindung nicht patentfähig ist. In diesem Fall besteht eine erhöhte Gefahr von Nachahmung durch Wettbewerber.

Bestehen finanzielle Risiken?

Finanzielle Risiken beruhen insbesondere auf der schwierigen Planbarkeit von Umsatzerlösen und Kosten. Selbst wenn anfänglich genügend Kapitalrücklagen vorhanden sind, kann durch eine unvorhergesehene Kostenexplosion, etwa wegen Preiserhöhungen für benötigte Materialien, Werbung oder Vertriebsprovisionen, oder durch unter den Erwartungen liegende Umsätze, etwa wegen mangelnder Nachfrage oder Verzögerung des Markteintritts, das finanzielle Polster schnell aufgebraucht werden.

Bestehen personelle Risiken?

Hängt der Erfolg des Unternehmens im Wesentlichen von der Mitarbeit fremder Personen ab, zum Beispiel von besonders fähigen Entwicklungs- oder Vertriebsmitarbeitern, einem Partner oder Unternehmensveräußerer, besteht ein erhöhtes Risiko, falls diese frühzeitig ausscheiden.

Bestehen persönliche Risiken?

Schließlich sollten Sie auch sich selbst als Risikofaktor betrachten. Da von Ihnen immer der Erfolg des Unternehmens abhängt, kann dieser erheblich gefährdet sein, falls Ihre Arbeitskraft nicht zur Verfügung steht, weil Sie krank sind oder in zeitlicher Hinsicht anderen Verpflichtungen nachkommen müssen, zum Beispiel Nebenerwerbstätigkeit oder Kinderbetreuung.

Wenn Sie sich als potenzieller Existenzgründer Klarheit über diese Fragen verschafft haben, entwerfen Sie im nächsten Schritt Ihre persönliche Gründungsstrategie. Als Grundlage hierfür kann auch hier die SWOT-Matrix dienen. Sie empfiehlt für die verschiedenen Kombinationen aus dem Stärken-Schwächen-Profil der internen Unternehmensanalyse und der externen Unternehmens-Umfeld-Analyse in Form eines Chancen-Risiken-Katalogs bestimmte Strategien

  • Stärken und Chancen: Die SWOT-Matrix zeigt die weiter ausbaufähigen Chancen auf. Es gilt herauszuarbeiten, wie Stärken genutzt werden können, sodass sich die Chancenrealisierung erhöht.
  • Stärken und Risiken: Die Kombination aus Stärken und Risiken weist auf die Gefahren hin, gegen die Sie sich unter Nutzung Ihrer Stärken absichern sollten. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie Sie Ihre vorhandenen Stärken einsetzen können, um bestimmte Risiken abzuwenden.
  • Schwächen und Chancen: Eine gemeinsame Betrachtung der Schwächen und Chancen deckt auf, an welchen Stellen Sie nacharbeiten sollten. Es geht darum herauszufinden, wie einerseits trotz Ihrer Schwächen bestehende Chancen genutzt werden und wie Sie andererseits Ihre Schwächen zu Stärken entwickeln können.
  • Schwächen und Risiken: Die Kombination aus Schwächen und Risiken zeigt die Gefahren auf, die es doppelt zu meiden gilt. Denn die internen Schwächen der Unternehmung verbunden mit den kritischen Faktoren im Umfeld erhöhen die Risiken enorm. Hier gilt es, genau zu untersuchen, wie Sie trotz Ihrer Schwächen den Gefahren trotzen können und auf welche Gefahren Sie sich nicht einlassen dürfen, da entsprechende Stärken fehlen.

Gründerszene in Deutschland

Jeder Mensch gewichtet die Vor- und Nachteile dieser beiden Optionen unterschiedlich. Aufschlussreich ist hier ein Blick auf die Gründerzahlen in Deutschland, die von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) jährlich ermittelt werden (vgl. KfW-Gründungsmonitor 2017, abrufbar unter www.kfw.de).

Die aktuelle KfW-Studie zeigt, dass von 672.000 Personen, die im Jahr 2016 eine neue beruflich selbstständige Tätigkeit begonnen haben, insgesamt 29% auf eine akademische Ausbildung verweisen können. Bei 46,1% der Vollerwerbsgründer stellte die Ausnutzung einer Geschäftsidee das vorrangige Gründungsmotiv dar.

Dabei fällt auf, dass lediglich 15% der Gründer eine Marktneuheit eingeführt haben. Im Vordergrund stehen vielmehr wirtschaftliche und persönliche Dienstleistungen (insgesamt 63%), da das Gründungsgeschehen von Existenzgründern in freiberuflichen Tätigkeitsfeldern geprägt ist.

Interessant ist zudem, dass jeder fünfte Gründer ein „digitaler Gründer“ ist, d.h., dass Kunden ihr Angebot nur durch den Einsatz digitaler Technologien nutzen können. Die Geschäftsmodelle digitaler Gründer sind dabei vielfältig:

  • Rein digitale Angebote (z.B. bei App-Anbietern, Betreibern von Webportalen oder Webhosting-Diensten),
  • Angebote mit wesentlicher digitaler Komponente, wie bei Onlinehändlern oder Anbietern, die Produkte oder Dienstleistungen nur über Online-Marktplätze vertreiben oder
  • Dienstleistungen, die im Wesentlichen auf digitaler Technologie basieren (z.B. bei Softwareentwicklern, Webdesignern oder IT-Consultants).

Betrachtet man schließlich die Gründe, die Personen davon abhalten, ein eigenes Unternehmen zu gründen, so stellt das finanzielle Risiko die größte Barrierewirkung dar (58% der Nennungen). Im zweiten Teil dieses Beitrags (in WiSt, Nr. X, / 2018, S. Y ff.) sollen daher Finanzierungsmöglichkeiten (insbesondere Fördermittel für Studierende und Absolventen) aufgezeigt werden.