Lean Startup

06.11.2020 | Geschäftsidee + Geschäftsmodell

Ein derzeit populärer Ansatz zur Generierung von Geschäftsideen ist die Lean-Startup-Methode, die von Eric Ries entwickelt wurde.[1] Der Begriff „lean“ (im Sinne von „schlank“) ist dem Prinzip des Lean Managements entlehnt, also den Denkansätzen und Methoden zur effizienten Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette industrieller Güter. Das weist auf die Zielsetzung dieser Methode hin, es geht darum, schnellstmöglich und kostengünstig eine Ware oder Dienstleistung zu gestalten und auf den Markt zu bringen. Aus dem Feedback der ersten Kunden können dann Rückschlüsse für die weitere Produktentwicklung gezogen werden. Auf diese Weise soll ein Produkt kreiert werden, das einerseits die Bedürfnisse der Kunden befriedigt und andererseits für den Unternehmer wirtschaftlich tragfähig ist.

Entwickeln – Messen – Lernen

Das Lean Start-up setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: Entwickeln – Messen – Lernen (build – measure – learn).

Ausgangspunkt hierfür ist die Entwicklung einer Idee auf der Grundlage von Hypothesen, von denen der Unternehmer annimmt, dass sie dazu beitragen, das Problem der Zielgruppe zu lösen. Auf dieser Basis wird ein Produkt entwickelt (build) und dieses den potenziellen Kunden zugänglich gemacht. Deren Reaktionen werden gesammelt und gewertet (measure). Mit den gewonnenen Daten werden die getroffenen Annahmen überprüft und Lehren aus den Ergebnissen gezogen (learn).

Die derart ermittelten Erkenntnisse werden umgesetzt und die neue Version des Produkts kommt an den Markt. So lässt sich wieder Feedback bei den Anwendern einholen, um erneut Verbesserungspotenziale aufzudecken. Auf diese Weise entsteht ein Kreislauf, mit dem letztlich die Wünsche und Bedürfnisse einer Zielgruppe identifiziert und durch ein passendes Angebot befriedigt werden können.

Mindestlebensfähiges Produkt

Wesentlicher Bestandteil der Lean-Startup-Methode ist das sogenannte mindestlebensfähige Produkt (minimum viable product, MVP). Hierbei handelt es sich um einen Prototypen, der über die wichtigsten Merkmale des endgültigen Produkts verfügen muss, um sinnvolles Feedback von den ersten Nutzern einzuholen. Dahinter muss das Potenzial für sie erkennbar sein, damit sie aktiv in Form von Kritik und Verbesserungsvorschlägen bei der Produktgestaltung mitwirken können.

Umsetzbare Daten

Ein weiteres wichtiges Element der Lean-Startup-Methode sind umsetzbare Daten (actionable metrics). Hierbei handelt es sich um Kennzahlen, die Aufschluss darüber geben, welche Handlungen tatsächlich ausgeführt werden sollten. Diese Marker sind individuell für jedes Produkt festzulegen und zu ermitteln, was häufig nicht leichtfällt, da marktgängige Kennzahlen, etwa die Anzahl der Webseiten-Aufrufe, meist nicht hilfreich sind.

Beispiel

Umsetzbare Daten für ein Produkt lassen sich mit dem sogenannten Split-Test ermitteln. Hierfür werden zwei Kundengruppen gebildet. Eine Gruppe erhält das bereits geänderte Produkt, um es vorab auszuprobieren, die andere Gruppe nutzt weiterhin das bestehende Produkt (oder das MVP). Durch einen Vergleich der Feedbacks beider Gruppen lässt sich ermitteln, wie sich die Neuerung auf das Nutzerverhalten auswirkt und inwieweit sie sinnvoll ist. Ruft die Neuerung positive Resonanz hervor, kann sie freigegeben und endgültig umgesetzt werden.

Richtungswechsel

Beim Lean Start-up spielt die Bereitschaft eine große Rolle, die eigenen Hypothesen aufgrund der Lerneffekte aus den Kunden-Feedbacks aufzugeben und bei der Gestaltung des Produkts eine neue Richtung einzuschlagen („Pivot“). Denn entscheidend für den Erfolg eines Produkts ist es, nicht nur die bestehenden Annahmen zu überprüfen und zu validieren, sondern auf Grundlage der Ergebnisse auch neue Hypothesen zu postulieren, die wiederum auf ihr Potenzial am Markt getestet werden.


[1] Vgl. Ries (2014).